Health.connect

(PT: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz/SAB, Antragsnummer 100293815)

Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung und exemplarische Umsetzung einer integrativen, interoperablen IT-Service- und Datentransportplattform für die Gesundheitsversorgung. Diese soll einerseits den gesicherten und zuverlässigen Datenaustausch zwischen allen Akteuren des Gesundheitssystems (Ärzten, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, Apotheken und Gesundheits- oder Pflegedienstleistern) sowie von technischen Geräten ermöglichen und andererseits eine zentrale Betriebsumgebung für IT-Services zur Verfügung stellen.

Mit der Plattform können beispielsweise Services zur Kommunikation zwischen heterogenen Pflegedokumentationssystemen und Praxissystemen einschließlich der dafür erforderlichen Datenkonvertierungen, zur Automatisierung des Medikamentationsprozesses zwischen Ärzten, Apotheken und Pflegeeinrichtung, zur Übermittlung und Auswertung von Patienten-bezogenen Daten (Messdaten, Gesundheitszustand, Mobilitätswerte), an den behandelnden Arzt, zur Erkennung kritischer Zustände usw. realisiert werden.

Im Rahmen eines Modellprojektes sollen der Datenaustausch zwischen Systemen in Pflegeheimen, Arztpraxen, Krankenhäusern und Apotheken demonstriert und eine Auswahl exemplarischer Services, z.B. zum Versenden und Empfangen von DICOM-Bildern und von physischen Dokumenten (PDF), realisiert werden.

Das Modellprojekt gliedert sich in die Teilprojekte Chemnitz und Berlin (Leitung: Fr. Dr. Landgraf) in denen die IT-Systeme der Hausarztpraxen, der betreuten Pflegeheimen, einer Apotheke und einem Krankenhaus exemplarisch miteinander vernetzt werden sollen.

Als zentrales Austauschformat soll dabei die Elektronische FallAkte EFA 2.0 genutzt werden. Systeme, die andere Datenformate nutzen, können über Konvertierungsservices an die Plattform angebunden werden. Damit kann eine formatübergreifende Interoperabilität realisiert werden und eine schrittweise Migration hin zu einheitlichen Datenformaten und Schnittstellen erfolgen. Im Rahmen des Modellprojektes werden Konnektoren für diverse Arztsysteme (z. B. Turbomed) und ein HL7-Connector für das Krankenhausinformationssystem der Uniklinik implementiert.

Für die Kommunikation zwischen Plattform und Akteuren sowie technischen Systemen sollen möglichst etablierte Lösungen, wie das KV-SafeNet, genutzt werden. Das KV-SafeNet realisiert die sichere, digitale Kommunikation zwischen Leistungserbringern der Gesundheitsversorgung und den kassenärztlichen Vereinigungen. Das KV-SafeNet verbindet Arztpraxen, medizinische Einrichtungen und Krankenhäuser mit den Rechenzentren der KVen und wird aktuell für die Quartalsabrechnung aller Leistungserbringer genutzt. In dem Projekt soll zudem ein grundlegendes Verständnis für die Prozesse in soziotechnischen Infrastrukturen entwickelt werden, um ein nachhaltiges, sich selbst organisierendes System mit signifikanten Synergieeffekten gestalten zu können.

Mit der Etablierung der Integrationsplattform entsteht ein soziotechnisches „Ökosystem“. Dieses entwickelt sich analog einem natürlichen Ökosystem „evolutionär“ und ermöglicht eine schrittweise Verbreitung neuer Technologien sowie eine kontinuierliche Anpassung an neue Entwicklungen und Rahmenbedingungen.

An die Integrationsplattform werden hohe Anforderungen hinsichtlich

  • Flexibilität,
  • Skalierbarkeit,
  • Ausfallsicherheit,
  • Modularität und
  • Datensicherheit gestellt.

Das Architekturdesign der angestrebten offenen Service-Plattform leitet sich aus diesen Anforderungen ab und favorisiert einen Message Oriented Middleware (MOM)-Ansatz auf Basis des Protokolls Advanced Message Queuing Protocol (AMQP). Durch asynchrone Kommunikation können verschiedenen Plattformkomponenten lose miteinander gekoppelt, ohne dass Absender und Empfänger direkt voneinander abhängig sind. Zudem ermöglichen flexible Transport- und Routingmechanismen das Aufteilen, Zusammenführen, Aggregieren und Transformieren von Nachrichten und kontinuierlichen Datenströmen, als Basis für hochwertige Dienste.

Für die Daten- und IT-Service-Integrationsplattform müssen insbesondere Schnittstellen zu Subsystemen und technischen Komponenten sowie Konzepte zur interaktiven Automatisierung von Teilprozessen entwickelt und umgesetzt werden. In den einzelnen IT-Systemen können unterschiedliche Konzepte zur Authentifizierung und Rechteverwaltung eingesetzt werden. Die Integrationsplattform muss diese Konzepte ohne Informationsverlust koppeln können.

Die Plattform muss Datentransaktionen entsprechend dem zugrundeliegenden Rechtemodell in Echtzeit zuverlässig ausführen können und zentrale Funktionen für den sicheren und stabilen Betrieb der integrierten Services bereitstellen.

Für ausgewählte Dienstleistungen, wie z. B. die Abrechnung der ärztlichen Leistungen, steht das KV-SafeNet bereits jetzt als sichere Kommunikationsverbindung zu den Diensten der Kassenärztlichen Vereinigung zur Verfügung. In [Titel] soll u. a. eine offene und nicht von Firmeninteressen geprägte, technische Lösung entwickelt werden, die die IT-gestützte Kommunikation zwischen Akteuren, die keinen Zugang zum KV-SafeNet haben, wie z. B. Pflegeeinrichtungen oder medizinischen Dienstleistern, und Ärzten ermöglicht. Damit besteht die Aufgabe, Subsysteme mit unterschiedlichen Sicherheitsniveaus so zu verbinden, dass die jeweiligen, unterschiedlichen Anforderungen zuverlässig, sicher und mit wirtschaftlich minimalem Aufwand eingehalten werden.

Mit der Plattform können beispielsweise Services

  • zur Kommunikation zwischen Pflegedokumentationssystemen und Praxissystemen einschließlich der dafür erforderlichen Datenkonvertierungen,
  • zur Automatisierung des Medikamentationsprozesses zwischen Ärzten, Apotheken und Pflegeeinrichtung,
  • zur Übermittlung und Auswertung Patienten-bezogener Daten (Messdaten, Gesundheitszustand, Mobilitätswerte), an den behandelnden Arzt oder
  • zur Erkennung kritischer Zustände realisiert werden.

Mit Hilfe der Integrationsplattform können Prozesse etabliert werden, die die Dokumentation und Kommunikation zusammenführen. Dadurch lässt sich die Akzeptanz von Dokumentationsprozessen signifikant erhöhen und der subjektiv wahrgenommene Aufwand deutlich reduzieren.

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